Grandiose Ausstellung in Teterow: Volkmar Förster
Mal schnell auf dem Weg im RE4 (Lübeck – Stettin) eine Pause einlegen und Kunst genießen? Das geht in der Galerie Teterow immer sehr gut, seit dem die vor ein paar Jahren direkt ins alte Bahnhofsgebäude gezogen ist. Zwischen gußeisernen Säulen und zur Galerie erhobenen Wartenhallencharme ist da noch bis zum 26.8. eine vielfältige Schau von Volkmar Förster mit Tafelbildern, Zeichnungen, Grafiken und Installationen zu sehen. Die Galerie sagt selbst:
„Volkmar Förster besticht in seinen Arbeiten durch einen humorvollen und sinnlichen Umgang in der Betrachtung der Natur und seines ländlichen Lebensraumes. Die Ausstellung „G. Eden“ bezieht sich auf eine Begebenheit aus dem alten Testament, wonach der Mensch auf der Suche nach Erkenntnis seine Unschuld verliert und aus einer paradiesischen Umwelt vertrieben wird. Mit Tafelbildern, Zeichnungen, Grafiken und Installationen wird dieses so aktuelle Thema von Volkmar Förster neu interpretiert.“
Uns hat gefallen, wie Förster zielsicher, mit Charme und doch verspielt den Räum füllt. Vor allem die zwei großen Mobiles aus Holzschnittdrucken auf Chinapapier von Tieren seines Paradieses. Diese stehen in Kontrast zu sehr farbigen, satten, großen Detailbildern an der Wand. Das sind oft schon Makros von Pfanzenszenen oder Totholz. Aber auch von Rastern, generischen Plattenbauten mit menschlichen Silhouetten, aufgelöst in Nullen und Eisen. Postmodern Serielles trifft auf Urwald, eben „Eden“.
Förster ist treffsicher, demonstriert sein Spiel zwischen „Neubaublöcken“, wie wir Plattenbausiedlungen hier noch immer nennen, und biblischen Szenen zwischen „Hommage(s) an einen Baum“ mit Binärcodemensch im Dorfgestrüpp bis zu erwähnten Holzschnittmobiles. In Adam-und-Eva-Schlangen-Szenen (fast schon -Klischees) tauchen genauso oft und verschiedenartig auf urbane Schmuckelemente, wie Agaven im Topf im Hinterhof in pittoresken, dicht gemalten Kleinformaten.
Diese knappe Stunde zwischen zwei Zügen war eigentlich viel zu knapp.
Andreas Homberg im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg:
Wie in so vielen Krankhäusern hängen auch in Fluren des Klinikums Neubrandenburg Bilder an der Wand, wie anregende Druckgrafiken einer Therapiegruppe hier, Makrofotografie dort und aktuell vom Fotoklub Neubrandenburg eine Reihe zum Thema „Bäume“. Und im deutlich beruhigten Flur der Krankenhausleitung finden sich aktuell vor allem jüngere Bilder des ortsansässigen Malers Andreas Homberg.
Es folgt das Geständnis eines anonymen Bewunderers aus der Umgebung: In diesen Bildern zeigt Homberg vor allem seine maximal poetische Sicht auf diese Lebensräume, auf das „Draußen“. Es scheint so, als würde er an einem Bild nicht aufhören zu malen, bis zwischen eigentlich dissonanten Elementen wie hochragenden Bäumen oder dicken Frachtschiffen und kräftigen Unwetterwolken eine Harmonie hergestellt ist. So sind seine Arbeiten trotz eigentlich aggressiver Sujets immer irgendwie freundlich. Eine Malerei, die in aller Konsequenz von der strengen aber wohlwollenden Organisation der Fläche vom farbigen Fleck her aus geht. Denn Andreas Homberg übersetzt das Leben in farbige Flecken, die er so anzuordnen weiß, dass er neue Landschaften konstruiert. Wer Hombergs Arbeiten sieht, geht danach aufmerksamer und gefühlvoller durch die Gegend!
Im Übrigen: Die Treppe runter geht es zum ehemaligen Haupteingang des Klinikums. Hier sind die „restlichen“ Meter des Wandgemäldes „Morgen, Mittag, Abend, Nacht“ von Karlzeinz Wenzel, ebenfalls in Neubrandenburg ansässig, zu sehen. Das ehemals deutlich längere Kasein-Bild wurde zur Eröffnung des Krankenhauses 1982 angefertigt .
Rosa Hentrich (Keramik) und Oscer Pioppo (Malerei) im Kunsthaus Koldenhof (Feldberger Seenlandschaft): )
„…und da ist das bei Rosa Hentrich eben keine Vase, sondern ein „Winterfeld“, „Himmlisches Phänomen II“ oder „kleines blaues Wunder“,“ betont Thea Homberg, eine der Ausstellungsmacherinnen, „mit so einem Titel guckt man ganz anders.“ Zu sehen sind eckige Töpfe mit ballonartigen Deckeln, die eher wie ein kleiner Schrank wirken, oder keramikgewordene Handtaschen mit regelrechtem Webmuster. Wie eigentlich immer bei Ausstellungen im Kunsthaus Koldenhof gehen diese Objekte in eine regelrechte Harmonie mit den Werken an der Wand ein: Oscer Pioppo arbeitet in seinen Malereien und Collagen in Details, punktiert mit dem Pinsel, klebt und übermalt kleine Quadrate, die zwar in der Farbe bleiben, aber jeden Moment aus dem Passepartout zu springen scheinen. Pioppo bewegt sich dabei ständig in einem Spannungsfeld zwischen Kälte und Wärme oder eben auch Additivem und Zufälligem.
Noch bis zum 13.August 2023, donnerstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr in 17258 Koldenhof
Zusammengetragen, beschrieben und fotografiert von Georg Hundt.