Wo nichts ist, ist alles möglich

Ein halbes Jahrhundert lebt Bildhauer Günter Kaden nun in Wendischhagen bei Malchin. An seiner Seite die Malerin und Grafikerin Sabine Naumann. Beide haben hier ihren Kleinod gefunden, an dem sie abseits vom Lärm der Zivilisation ihre Kunstwerke erschaffen – und einen bescheidenen, aber wohligen Lebensstil pflegen.

Das alte Bauernhaus ragt erhaben bis fast an die kleine Straße heran. Erst beim Eintritt durch die kleine Pforte wird sein ganzes Ausmaß sichtbar. Die große Scheune schließt sich im rechten Winkel an. Mit Betonfenster-Einfassungen im Stil der 70er Jahre gibt sie dem Gebäude ein ungewöhnlich modernes Antlitz. Verliehen hat ihr dies der Bildhauer Günter Kaden. 1971 kaufte der gebürtige Leipziger das alte Anwesen, das zuvor 30 Jahre lang leer gestanden hatte. Damals war er noch Student an der Burg Giebichenstein, der renommierten Hochschule für industrielle Formgestaltung in Halle an der Saale. Eigentlich habe er immer nach Kanada auswandern wollen, aber das war damals in der DDR nicht so einfach, sagt er mit einem Lächeln. Durch Einsätze als Erntehelfer, zu denen Studierende damals angehalten waren, lernte er das mecklenburgische Hinterland kennen. Dies hatte es ihm angetan: Mit dem Rad erkundete er es ausgiebiger in den Ferien, entdeckte das alte Bauernhaus in Wendischhagen bei Malchin, wurde Stadtflüchter. „Für einen Appel und ein Ei“ habe er das Haus mit Scheune und Stall damals gekauft. Mehrere Jahre sanierte er es, machte das Gelände überhaupt wieder urbar. Die alte Scheune war in einem so ruinösen Zustand, dass sie vollkommen neu aufgebaut werden musste. Fotos von damals lassen ahnen, wie viele unzählige Stunden Arbeit das gekostet haben mochte. Aber auch davon, wie viel Freude mit dabei war. Wenn die Freunde aus der Stadt mit anpackten, die Kinder ausgelassen herumtoben konnten und nach getaner Arbeit das Geschaffte wohl auch gemeinsam gefeiert worden ist. Das waren die Wochenenden und die Ferien …