Größte Feldsteinscheune Deutschlands soll neuen Pepp bekommen
„Seit Beginn der Rekonstruktion sind nun eben schon fast dreißig Jahre vergangen“, sagt Bürgermeisterin Antje Styskal. Die Heilpraktikerin ist seit einem Jahr Gemeindevorstand. Ein großes Erbe hat sie angetreten. Ihr Vorgänger Berthold Meyer hat Bollewick zu großer Bekanntheit verholfen: Der Ort gilt als Musterbeispiel für die Nutzung nachhaltiger Energieformen, ist Bio-Energiedorf. 60 Haushalte, Schule und Gemeinderäume sind an das Nahwärmenetz angeschlossen, das durch die örtliche Biogasanlage gespeist wird. Die Solaranlage auf dem Dach der Scheune liefert Strom. Der Nachbarschaftsbus „ELLI“, der zwischen Röbel und Wittstock verkehrt, bringt vor allem ältere Menschen von A nach B, auch Kinder nutzen den Bus mittlerweile häufiger, um am Nachmittag zum Sportverein oder in die Musikschule zu gelangen. „Viele ehrenamtliches Engagement ist dafür notwendig. Gerade haben wir zwei neue Fahrer gewinnen können“, freut sich Antje Styskal.
Vorbild für energiebewusstes Dorfleben
Etliche Besucher kommen mittlerweile nach Bollewick, um sich live anzusehen, wie nachhaltiges Leben im ländlichen Raum funktionieren kann. Solche Bildungsreisen gehören inzwischen zu einem festen Angebot der Gemeinde. Im vergangenen Jahr war auch das niederländische Königspaar zu Gast. Bald sollen aus den Begegnungen bei diesem Besuch konkrete Projekte mit den Niederländern entstehen. Wegen Corona dauert es nun etwas länger.
Frische Farbe und neue Ideen
Ein großer Punkt auf Antje Styskals Liste ist die Scheune. „Wir haben die Corona-Zeit genutzt, hier etwas aufzuräumen und frische Farbe an die Wände zu bringen.“ Vieles habe sich über die Jahre angesammelt, einiges passte einfach nicht mehr zu den Ideen des Teams. Allen voran ist es Doreen Hörning, die dem zuweilen etwas verstaubt wirkenden Image der Scheune entgegenwirken möchte. Seit fast fünf Jahren ist sie im Auftrag der Gemeinde für alles was in und um den kolossalen Bau herum passiert, verantwortlich. Sie entwickelt Ideen für neue Ausstellungen, konzipiert Veranstaltungen, betreut die Märkte, vermietet Räume und ist Ansprechpartnerin für die Ladner im Untergeschoss.
Ausstellung zu Werner Schinko
Besonders freut sie sich darauf, dass am 27. September eine neue Ausstellung im Haus zu sehen sein wird. Diese widmet sich dem Maler und Grafiker Werner Schinko, der bis zu seinem Tod 2016 im benachbarten Röbel lebte. Eine Schinko-Tour soll Besucher und Einheimische auf seinen Pfaden in der Region wandeln lassen, zu Fuß oder per Rad. Vor allem aber auch Kinder sollen angesprochen werden, um ihre Region und deren Historie besser kennenzulernen. Hier denkt Scheunenmanagerin Doreen Hörning gerade darüber nach, wie sie die Geschichte der Scheune figürlich darstellen könnte. Sie wünscht sich eine Zusammenarbeit mit ganz vielen Akteuren aus der Region, Kindern und Erwachsenen, die dieses Kapitel lebendig werden lassen. Das wird in dem rührigen Dorf sicher bald in die Tat umgesetzt.
Von Manuela Heberer
DIE SCHEUNE ist täglich geöffnet von 10-18 Uhr.