Anette Leipold wagt in Demmin etwas Neues und gibt Nähkurse für Groß und Klein
Viel probiert in ihrem Leben hat Anette Leipold allemal, hat eine Ausbildung als technische Zeichnerin, war Laborassistentin in der Mikrobiologie, mit einer eigenen kleinen Bar in der Greifswalder Gastroszene aktiv. Jetzt hat es sie nach Demmin verschlagen, wo sie eine eigene Nähschule eröffnen will. Initialzündung war die Begegnung mit Thomas Winkler vom Demminer Verein T30 mit Sitz in der Treptower Straße. Dort gibt es Raum für Künstler und Kreative, ein Ort des Austausches und der Vielfalt soll entstehen. Für Anette Leipold war genau das die Kulisse, in der sie sich ganz persönlich wiedergefunden hat. Schon länger hatte sie die Vorstellung von etwas Größerem. Bisher hatte sie Näherei und Kurse immer von zu Hause aus organisiert, die offene Nähwerkstatt Kabutze in Greifswald genutzt. Gelernt hat sie das Handwerk von ihrer Mutter, die selbst Näherin war. Schon als Teenager hat sich Anette Leipold ihre Klamotten mit der Nähmaschine aufgehübscht. In der Festivalszene hat sie mit ihren Westen-Kreationen bereits einen Namen. Mia_blome heißt ihr kleines Label.
Festivalwesten sind Hingucker
Im Schaufenster des T30 in Demmin stehen nun ein paar Schaufenster-Puppen mit eben solchen Westen am Leib. Besonders gerne verwendet sie dafür recycelte Stoffe, macht daraus echte Hingucker. „Die Stücke werten einfach alles darunter auf“, ist sie begeistert. Am liebsten würde sie irgendwann mit einem kleinen Verkaufsanhänger von Festival zu Festival tingeln und ihre Westen dort vor Ort verkaufen. Bisher läuft es meist über Mund-zu-Mund-Propaganda.
So ist es auch mit ihren Kursen bisher gewesen. Aber bald soll die Nähschule in Demmin offiziell öffnen und Anette Leipold verschiedene Nähkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene anbieten. Einige Interessenten gibt es bereits. Ein Kinderkurs ist schon voll. „Ich habe das Gefühl, die Menschen hier sind sehr dankbar für das Angebot“, hat Anette Leipold bemerkt. Auch das Publikum sei hier ganz anders als in Greifswald: Keine hippen Studenten, sondern ganz normale Leute. „Das finde ich total spannend und ich habe total Bock darauf, hier etwas zu starten und vielleicht auch zu bewegen.“
Umzug nach Demmin
Besonders die Strukturen im gastgebenden Verein T30 gefallen ihr sehr. „Hier ist nichts festgefahren, im Gegenteil. Es gibt viel Raum für Neues, vor allem aber viel anzupacken und etwas auf die Beine zu stellen.“ Seit März lebt Anette Leipold mit ihrem 16-jährigen Sohn und Hund Heli nun in Demmin, hat auch privat den Schritt in die neue Stadt gewagt, der man nachsagt, immer mindestens zehn Jahre hinterher zu sein. In Greifswald hatte sie vorher in einer offenen Hausgemeinschaft gelebt. „Vielleicht kann ich hier in Demmin sowas auch umsetzen.“ Ein Freund hat bereits angekündigt, demnächst ebenfalls nach Demmin zu ziehen.
Ein besonderes Anliegen von Anette Leipold ist es, ihre offene Lebenseinstellung mit ihrem Business zu verbinden. „Es ist schön, wenn man merkt, dass die Grenzen fließend sind, alles ineinandergreift.“ Ein gutes Gefühl ist ihr auch bei den Nähkursen wichtig. „Bei mir wird es keine Abfertigung geben.“ Wenn mal eine Stunde einzeln nachgeholt werden muss, dann sei das auch kein Problem. Genauso wie eine Eins-zu-Eins-Betreuung denkbar sei. Eins steht in jedem Fall jetzt schon fest: Hundedame Heli wird immer mit dabei sein.
Von Manuela Heberer