Solawi Klein Trebbow baut neue Verteilstelle in Neubrandenburg auf
Während des Gesprächs klappert das Geschirr in der Küche. Es wird gekocht. Gegen halb eins gibt es Mittag für alle. Auf dem Poland-Hof in Klein Trebbow bei Neustrelitz wird Gemeinschaft groß geschrieben. Genau der richtige Ort für die Gründung einer Solawi. Anfangs war Markus Poland nicht recht überzeugt davon, dass es das Richtige sei. Hatte Sorge, sich in seine Landwirtschaft reinreden lassen zu müssen. Heute ist der Landwirt froh, den Schritt gemacht zu haben – auch, weil sich die Lasten nicht mehr nur auf seinen Schultern allein verteilen.
Sich die Ernte teilen
Sich die Ernte zu teilen ist das Prinzip einer solidarischen Landwirtschaft. Die Solawi auf dem Landkulturhof in Klein Trebbow hat derzeit 106 Mitbäuerinnen und Mitbauern. Wöchentlich, immer freitags, bekommen sie frisches Gemüse vom Hof. Momentan liegen Tomaten, Auberginen, Paprika, Zucchini, Bohnen und Möhren in der Gemüsekiste. Alle zwei Wochen gibt es Käse und Milchprodukte, fünf bis sechs Mal im Jahr frisches Fleisch und Wurst von den eigenen Tieren. Diese sind die große Leidenschaft von Markus Poland. Schon lange hält er Rinder und Schafe, jedes Jahr kommen zehn Schweine dazu, Enten und Gänse. Fast alles macht er alleine. Das begrenzt natürlich auch, obwohl das Bio-Fleisch aus der Region sehr gefragt ist. „Eigentlich stehen wir jetzt an dem Punkt, dass wir keine weiteren Fleischanteile vergeben können, wenn wir unsere jetzige Größe behalten wollen“, berichtet Poland. „Wenn wir mehr Fleischanteile ausgeben wollen, müssen wir den Tierbestand um einiges aufstocken.“ Die Entscheidung dazu falle nicht leicht und sei noch nicht getroffen. Derweil gäbe es noch einiges Potential bei den Milchprodukten. Hier sei noch Luft nach oben. Und auch Gemüseanteile würde die Solawi gerne noch mehr vergeben, um produktiver zu sein.
Vom Hof statt aus dem Supermarkt
Beackert wird das drei Hektar große Gemüsefeld von Juliette Lahaine, für die der Aufbau einer Solawi in Klein Trebbow schon immer nahe lag. Unterstützt wird sie von zwei FÖJlerinnen. Auch Thomas Urban hilft, wenn es die Zeit zulässt. Seit 2019 ist der 38-Jährige im Team. Hat seinen Job als DJ und Radiomann und das Stadtleben in Berlin an den Nagel gehängt, um gute Lebensmittel auf dem Land zu produzieren. Dafür hat er sich fünf Jahre lang in die freie Demeterausbildung und einen interessanten Weg durch ganz Deutschland begeben. Viele Höfe hat er dabei gesehen und viel Erfahrung gesammelt, die er jetzt in Klein Trebbow einbringt. Vor allem die Netzwerkarbeit und die Kommunikation mit den Solawi-Mitgliedern sind seine Aufgabe. Viele Kontakte zu Kooperationspartnern hat er bereits geknüpft. So bietet die Solawi auch Honig von einem Imker aus der Region an, Seifen aus der Feldberger Seenlandschaft und bald auch Brot aus Canow. Demnächst soll es auf dem Hof auch ein Hühnermobil geben, um die Mitbauern mit frischen Freilandeiern zu versorgen. „Wir wollen eine echte Alternative zum Supermarkt sein“, so Urban.
Mithilfe willkommen
Unterstützung ist immer willkommen. „Jeder, der mitmacht, unterstützt unsere Idee von guten regionalen Lebensmitteln“, sagt Thomas Urban. Diese sind sehr gefragt. Bis Neubrandenburg reichen die Anfragen. Bald soll es dort eine neue Verteilstelle geben. Wer dort zukünftig seine Ernteanteile von frischem Obst und Molkereiprodukten abholen möchte, kann sich gerne bei der Solawi in Klein Trebbow melden.
Die präsentiert sich übrigens auch im VielSehn-Schaufenster. Hier geht’s zum Eintrag.
Von Manuela Heberer