Susanne Fischer-Geißler hat mit ihrem Sommerladen für Naturmode ein wahres Kleinod geschaffen
Minzow ist ein winziger Ort nahe Röbel. Dennoch kommen immer wieder eine ganze Menge Menschen in das kleine Dorf. Vor allem Frauen. Ihr Ziel ist der Sommerladen von Susanne Fischer-Geißler. Vor 14 Jahren hat sie hier einen kleinen Laden für Naturmode eingerichtet. Aus ganz Deutschland lockt sie damit Gäste an.
Jeder bekommt seine Zeit
Momentan ist der Andrang besonders groß. Weil sich wegen der Corona-Auflagen nur drei Personen gleichzeitig im kleinen Geschäft aufhalten dürfen, gibt es immer mehr Terminbuchungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Für Susanne Fischer-Geißler ist es selbstverständlich, sich für jeden Zeit zu nehmen – und jedem seine Zeit zu geben, um in ihrem „Gemütlichladen“, wie sie ihn nennt, zu verweilen. Da gibt es schon mal längere Wartezeiten. Vor allem die Männer müssen geduldig sein, während ihre Frauen im Obergeschoss des ausgebauten Stallgebäudes nach passenden Outfits stöbern. „Neulich wartete ein paar fast anderthalb Stunden bei Regen im Garten unter dem Pavillon“, erzählt Susanne Fischer-Geißler. „Da wurde ich oben schon ganz unruhig, wie lange die das wohl aushalten.“ Aber kein Problem, wie fast immer seien alle tiefenentspannt geblieben. Wer den Sommerladen ansteuert, kommt ganz bewusst und ist eben auch bereit zu warten.
Kontrast zu Job und Großstadt
Naturmode von 30 Firmen hat Susanne Fischer-Geißler im Sortiment. Geordert wird nur, was ihr gefällt. Leuchtende Farben wohin das Auge blickt – das ist auch wie ein Balsam für die Seele, ein Kontrast zu manch tristem Alltag. So einige besondere Momente hat Susanne Fischer-Geißler mit ihren Kundinnen im Laden schon erlebt. Manchmal habe sie auch Tränen in den Augen gehabt, erinnert sie sich. Froh ist sie häufig über ihre psychologischen Kenntnisse gewesen, die sie während der pädagogischen Ausbildung erlangt hat. Viele Jahre hat die gebürtige Hessin in Berlin und Brandenburg mit Jugendlichen gearbeitet. Den wohltuenden Kontrast zu Job und Großstadt bildete schon seit Anfang der 90er die Müritzregion. Damals kaufte sich die Familie mit zwei Kindern eine Datsche an der Müritz. „So oft es ging, waren wir hier und verlebten unsere freie Zeit.“
Leben in Berlin hinter sich gelassen
Susanne Fischer-Geißler war das jedoch irgendwann nicht mehr genug. „Ich wollte hier leben“, sagt sie. Vor 18 Jahren kauften sie und ihr Mann schließlich das Haus in Minzow. Sie habe sofort gewusst, dass dies der richtige Ort sei. Obwohl die Kinder noch zur Schule gingen, hat sie den Schritt gewagt. „Drei Tage die Woche war ich Berlin, habe dort klar Schiff gemacht, alles vorbereitet, für den Rest der Woche vorgekocht, damit Mann und Kinder gut versorgt sind.“ Von Donnerstag bis Sonntag hat sie dann in Minzow gelebt und gearbeitet. Jetzt sind die Kinder erwachsen und Susanne Fischer-Geißler hat ihr Leben in Berlin hinter sich gelassen. Zwar gibt es noch die Wohnung der Familie dort, als Anlaufpunkt für die Kinder und Herberge für den Ehemann unter der Woche. Aber sie selbst hat sich komplett für Minzow entschieden. Hier engagiert sie sich im Dorfleben, singt im Röbeler HeartChor, organisiert zusammen mit ihrem Mann Lesungen und kleine Konzerte im eigenen Garten für die Nachbarschaft, Freunde und Bekannte. Im Untergeschoss des Ladens gibt es eine kleine Galerie, in der regionale Künstlerinnen und Künstler ihre Werke ausstellen. Aktuell zeigt sie dort Bilder von Marion Gesell aus Peenehagen. Auch die Kult-Tour hat sie mit initiiert, um mehr Menschen auf die besonderen und ungeahnten Orte abseits der Touristenrouten aufmerksam zu machen. Atelier, Hofladen, Gutshotel – entlang der Westmüritz führt ein kleines Heftchen zu Kunst, Kultur und Kulinarischem. So ist Susanne Fischer-Geißler während der Urlaubssaison immer ausgiebig beschäftigt. Wenn es dann im Herbst und Winter wieder ruhiger ist, kommt die Zeit für die Kreation von Schmuck und Selbstgenähtem. Damit verleiht sie hin und wieder auch der Naturmode in ihrem Laden, der längst kein Sommerladen mehr ist, eine ganz persönliche Note.
Von Manuela Heberer